Am 11. September ist Welt-Erste-Hilfe-Tag
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie kommen nach Ihrem Wochenendeinkauf aus dem Rathauscenter und gehen die Breite Straße entlang. Plötzlich sackt vor Ihnen ein Mann zusammen und bleibt reglos am Boden liegen. Wissen Sie, was zu tun ist? Der plötzliche Kreislaufstillstand stellt eine der Haupttodesursachen in Europa dar und betrifft jährlich mehr als 70.000 Menschen in Deutschland. Wenn Anwesende unverzüglich mit einfachen Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen, verbessen sich die Überlebenschancen der Betroffenen erheblich.
Was ist also zu tun? Zunächst einmal geht es darum, den Herzstillstand zu erkennen. Prüfen Sie das Bewusstsein des Betroffenen, indem Sie ihn ansprechen und wachzurütteln versuchen. Falls das nicht gelingt, schauen Sie ob derjenige noch atmet. Alarmieren Sie in jedem Fall den Rettungsdienst über den Notruf: 112.
Die Herzfunktion fällt durch eine fehlende Herzaktion (Asystolie) oder zu schnelle Herzaktion (Kammerflattern, Kammerflimmern) plötzlich aus, so dass es zu einem Kreislaufstillstand kommt. Das Herz pumpt kein Blut mehr in das Gehirn und den restlichen Körper. Der Betroffene wird sofort bewusstlos, atmet nicht mehr normal oder gar nicht mehr. Dies geschieht innerhalb weniger Sekunden. Wenn Sie keine Atmung feststellen können oder sich unsicher sind, beginnen Sie mit der Herzdruckmassage – Sie können damit nichts falsch machen. Platzieren Sie dazu ihre Hände in der Mitte des Brustkorbes und drücken Sie diesen ca. 6 cm tief ein. Versuchen Sie eine Frequenz von 100/min zu erreichen. Das kann schnell sehr anstrengend werden, sichert aber im Zweifelsfall das Überleben des Betroffenen.
Unverzüglich eingeleitete Wiederbelebungsmaßnahmen können die Überlebensraten bei Kreislaufstillstand verdoppeln bis vervierfachen. Zudem ist das neurologische Outcome nach einem Herzstillstand enorm von den initialen Wiederbelebungsmaßnahmen abhängig. Sollte sich in Ihrer Nähe ein Defibrillator (AED) befinden, lassen Sie jemanden diesen bringen. Bleiben Sie bei dem Betroffenen und führend die Herzdruckmassage unbedingt fort. Sobald der AED eintrifft, schalten Sie diesen ein und folgen den Sprachanweisungen des Geräts. Auch hier gilt: Sie können nichts falsch machen.
Defibrillation innerhalb von 3 – 5 Minuten nach dem Kollaps kann die Überlebensrate auf 50 – 70 % erhöhen. Jede Minute Verzögerung vor der Defibrillation vermindert die Wahrscheinlichkeit des Überlebens bis zur Klinikentlassung um 10 – 12 Prozent. Sollten Sie diese Schritte beherzigen, haben Sie einen entscheidenden Schritt für das Überleben des Betroffenen getan und tatsächlich ein Leben gerettet. Nur in rund einem Drittel der Notfälle trauen sich Ersthelfer in Deutschland bisher eine Reanimation bis zum Eintreffen des Notarztes zu. Innerhalb der letzten Dekade ist die Häufigkeit von Laienreanimationen bereits deutlich angestiegen. Helfen auch Sie mit und retten Sie Leben!
Dr. med. Tobias Klöpper, leitender Oberarzt
Facharzt für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung Intensivmedizin, Zusatzbezeichnung Notfallmedizin