16. Februar 2018, Thomas Gleissner
Nach diesem Motto leitete Helmut Vollmar als Geschäftsführer die
Krankenhilfe, die Familien- und Jugendhilfe der Caritas und das
Malteser-Werk Berlin. Jetzt geht er in den Ruhestand.
Am liebsten trägt er Gesundheitsschlappen und Jeans – in der Uni, in
der Freizeit, im Büro. „Damit habe ich erst in Berlin angefangen“,
erzählt Helmut Vollmar und deutet auf seinen edlen dreiteiligen Zwirn,
mit dem er am Besprechungstisch sitzt. 22 Jahre ist das jetzt her. Ende
Februar verabschiedet sich der Geschäftsführer der Caritas Krankenhilfe,
des Malteser-Werks Berlin sowie der Caritas Familien- und Jugendhilfe
in den Ruhestand.
Kliniken waren selbst zu Patienten geworden
Vor ein paar Tagen war Helmut Vollmar in Brandenburg an der Havel:
„Da haben wir den Erweiterungsbau des St. Marienkrankenhauses
eingeweiht.“ 48 zusätzliche Betten wurden so für das Haus mit
geriatrischem Schwerpunkt geschaffen, denn der Bedarf ist groß. „Damals
galt das in der Medizin nicht viel, weil wir nur geriatrische Betten
hatten“, erinnert sich Vollmar an seine Anfangsjahre. „Daneben war das
große städtische Krankenhaus. Da machte es gar keinen Sinn, zum Beispiel
auch eine eigene Abteilung für Innere Medizin zu haben.“ Mit seinem
Pragmatismus und feinem Gespür sollte er aber Recht behalten haben,
nicht nur in Brandenburg an der Havel.
Denn egal, wohin Vollmar damals schaute: Alle ihm als Geschäftsführer
anvertrauten Kliniken waren selbst zu Patienten geworden. Das
Malteserkrankenhaus galt bereits verloren und auch die Klinik Maria
Heimsuchung in Pankow musste ums Überleben kämpfen. Schließen kam für
Helmut Vollmar nicht in Frage. „Weil es gut war, was wir da hatten.“
Außerdem gehe es auch immer um Arbeitsplätze. „Das Personal hat
phantastisch zusammengehalten.“ Dankbarkeit und Anerkennung ist in
seiner Stimme zu hören, wenn er davon erzählt und betont: „Egal was du
machst: Alleine bist du nichts.“
Helmut Vollmar ist auf einem Bauernhof in der Rhön aufgewachsen. „Es
hatte etwas von einer Bullerbü-Kindheit“, sagt er. Die Jahre glichen
trotzdem nicht immer der Bilderbuch-Romantik von Astrid Lindgren. „Wir
sind schon recht ärmlich aufgewachsen, hatten zum Beispiel lange keine
Wasserleitung. Wenn die anderen Fußball gespielt haben, bin ich mit
meinem kriegsversehrten, blinden Vater zum Brunnen.“
Seine Herkunft hat Helmut Vollmar geprägt und motiviert. „Ich habe
selbst entschieden, dass ich Abitur machen will.“ Nach dem Abschluss
ging er zur Bundeswehr, studierte dann in Marburg Jura.
Bewerbungsgespräch im geliehenen Mantel
Im Herbst 1983 suchte das Ordinariat in Mainz einen Arbeitsrechtler.
Für das Bewerbungsgespräch kaufte er sich neue Schuhe, den Mantel lieh
er sich vom Kumpel. Der junge Vollmar sah es eher als Übung für den
Ernstfall und glaubte nicht an einen Erfolg. „Als die Zusage kam, war
ich konsterniert.“
Zwei Jahre später wechselte er zum Deutschen Caritasverband nach
Freiburg. 1996 kam der Ruf aus Berlin. „Ich hatte auch Glück“, sagt
Helmut Vollmar rückblickend. Sein Motto: „Du musst was machen. Machste
was, haste auch Glück.“ Gemacht hat er viel: Die Häuser der Caritas
Krankenhilfe sind mittlerweile gut aufgestellt und glänzen mit
hochmodernen Standards. Als bei der Caritas Altenhilfe kurzfristig ein
Geschäftsführer für ein Jahr gesucht wurde, sprang er vorübergehend ein.
Gleiches tat er beim Caritasverband als Personalchef nach der Fusion
der vier Caritasverbände 2005, auch bei der Caritas Familien- und
Jugendhilfe zögerte er nicht, als ein zweiter Geschäftsführer gebraucht
wurde. Sein größter Stolz: das Hospiz in Pankow. Das erste und bislang
einzige stationäre Hospiz im Erzbistum. Ein weiteres ist neben dem
Dominikus- Krankenhaus geplant. Doch darum soll sich sein Nachfolger
kümmern. „Ich habe mir ein Jahr verordnet, in dem ich nichts mache“,
erklärt er seine Pläne. „Ich muss Abstand bekommen. Und ich gehe im
Guten.“